Karriere mit Stoffen und Ideen

SAALFELDEN. Mit gemischten Gefühlen blickt Regina Wienerroither auf ihre Lehrzeit als Damenkleidermacherin bei der Trachtenschneiderei Beurle in Lofer zurück. “Acht Stunden sitzen und nähen ist körperlich anstrengend, am Anfang plagten mich starke Rückenschmerzen”, berichtet Wienerroither. Aber die Gemeinschaft mit den Kolleginnen sei sehr nett gewesen. Wie das damals üblich war, haben die Eltern die Berufswahl vorgeschlagen. “Es gab ja wenig Auswahl und man musste dorthin gehen, wo es einen Platz gab”, schildert die erfolgreiche Unternehmerin. Die geringe Lehrlingsentschädigung sei für das Fahrtgeld aufgegangen.

Erfolgreiches Unternehmen

Anfangs hat der Beruf sie nicht besonders interessiert, aber als sie zunehmend anspruchsvollere Stücke machen durfte, war das Interesse geweckt. “Ich habe bald angefangen, eigene Sachen zu entwerfen, und habe privat sehr viel ausprobiert.” Nach dem Ende der Lehrzeit hat sie sogar noch einen einjährigen Trachtenlehrgang in Salzburg besucht und dann ihre Meisterprüfung gemacht. Mit 23 Jahren gründete Regina Wienerroither ihre

eigene Firma und hat sich inzwischen mit Kreationen wie dem “Stretchdirndl” einen Namen gemacht. “Die Mode und Stoffe ändern sich, man muss ständig auf dem Laufenden sein.” Mit 35 Jahren Erfahrung hat sie selber bereits einige Lehrlinge ausgebildet. “Das ist sehr aufwändig, wenn man das ernst nimmt”, so Wienerroither. Worauf sie Wert legt? “Für meine Bewerbung habe ich ein Dirndl angezogen; wer Kleidermacher werden will, sollte Wert auf seine Erscheinung legen. Das ist mir auch bei meinen Lehrlingen wichtig.”

Sohn tritt in ihre Fußstapfen

Nun steht sie vor einer besonderen Aufgabe: Einer ihrer Söhne hat nach einem Jahr HAK gerade die Lehre als Herrenkleidermacher im Betrieb der Mutter begonnen. “Ich hab’ der Mama in der Werkstatt oft zugeschaut, sie ist für mich ein positives Beispiel – so erfolgreich würde ich auch gern einmal sein”, meint Simon. Er durfte bereits Änderungen vornehmen, auch eine Schürze hat er schon gemacht, “das geht leichter als Herrenbekleidung.” Ausbildnerin Friederike Morokutti, seit 21 Jahren bei Wienerroither, selber gelernte Herrenkleidermacherin, bestätigt, wie anspruchsvoll der Beruf sei. “Aller Anfang ist schwer, aber das wird schon. Wille und Einsatz sind wichtig.”

Quelle: Mein Bezirk, Gudrun Dürnberger